Wochele wendet sich gegen Festnahme der ruandischen Politikerin Kabuye (12. November 2008)



Tübingen/Stuttgart. Der Stuttgarter Schriftsteller Rainer Wochele wendet sich strikt gegen die Festnahme von Rose Kabuye am Sonntag (9. November) auf dem Frankfurter Flughafen und somit gegen den europäischen Haftbefehl wegen Mordverdachts, den der französische Untersuchungsrichter Jean-Louis Bruguière 2006 gegen die Protokollchefin des ruandischen Präsidenten Paul Kagame erwirkt hat.

Bruguière wirft der ruandischen Politikerin vor, sie habe zur Führungsgruppe der Patriotischen Front Ruandas (RPF) gehört, die angeblich am 6. April 1994 um 20.15 Uhr mit zwei Raketen das Flugzeug des damaligen ruandischen Präsidenten Juvénal Habyarimana abgeschossen und damit den Völkermord verursacht habe.
 
Eine solche Darstellung ist nach Ansicht des Stuttgarter Autors Wochele, der jüngst den Ruanda-Roman »Der General und der Clown« veröffentlichte und dazu detailliert den Völkermord 1994 in Ruanda recherchiert hat, nicht haltbar.
 
Nach Wocheles Auffassung versucht Frankreich mit diesem Vorgehen, seine Verwicklung in den Völkermord zu vertuschen. In diesem Zusammenhang, so der Schriftsteller, müsse daran erinnert werden, dass der damalige Ministerpräsident Mitterrand den ruandischen Völkermord als »nicht so wichtig« bezeichnet habe. Nachweislich habe Frankreich den harten Kern der am Völkermord beteiligten Hutus nach Frankreich ausgeflogen und – mit einer Ausnahme – nicht vor Gericht gestellt.
 
Fachleute wie die Britin Linda Melven hätten den Völkermord zeithistorisch sehr ausführlich aufgearbeitet. Demnach sei es unstrittig, dass der Völkermord von langer Hand und mit der Unterstützung Frankreichs vorbereitet worden sei. Hochrangige Hutu-Politiker hätten ihn bereits im Vorfeld angekündigt. Zitat Théoneste Bagosora: »Ich werde eine Apokalypse entfesseln«.
 
Für die Vorbereitung des Völkermords von langer Hand sprächen Todes-Listen und Hasspropaganda gegen die Tutsis lange vor Ausbruch der Massaker. Die Besichtigung einer Kirche, in der bereits am 7. April 1994 zahllose Menschen niedergemetzelt wurden, haben Wochele davon überzeugt: »Ohne lange Vorbereitung wäre dies so nicht denkbar gewesen. Der Absturz muss daher eher als Signal für den Beginn des längst vorbereiteten Völkermords verstanden werden – und nicht als seine Ursache.« Wochele appelliert deshalb: »Eine umfassende, die Rolle Frankreichs beleuchtende Aufklärung ist vor dem Hintergrund des Konflikts im Ost-Kongo dringend nötig!«
 
Der damalige UN-Kommandeur Roméo Dallaire, auf dessen Erinnerungsbuch »Handschlag mit dem Teufel« sich Wochele unter anderem in seinem Ruanda-Roman stützt, hat die Weltöffentlichkeit aufgefordert, sich sehr genau mit den Ursachen und der Entstehung des Völkermords von 1994 zu beschäftigen, da andernfalls eine Wiederholung drohe.


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